Den Lampenfieber-Zombie überwinden – Jeder kann souverän und selbstsicher vortragen
„Ein solcher Workshop ist wichtig, denn es geht darum, dass man es schafft sich auszudrücken und das zu sagen, was man sagen möchte. Das ist ein essentielles Element, nicht nur für die Schule, sondern für das Leben generell“, weiß Isabel Nierbeck. Sie ist Expertin für rhetorische Kommunikation, Atem und Stimme bei PARLA und leitet den interaktiven Workshop. Sie zeigt den jungen Fußballerinnen, wie man Vorträge und Präsentationen gestaltet und macht mit ihnen ein Selbstsicherheitstraining. „Denn für ein wirkungsvolles und souveränes Auftreten und Präsentieren sind der sichere Umgang mit Lampenfieber und eine selbstbewusste Körpersprache, die das Gesagte unterstreicht, entscheidend.“
Dass genau hier die Schwierigkeit liegt, wird schnell deutlich. Prüfungen und Vorträge werden von den Jugendspielerinnen der TSG als aufregende Stresssituationen empfunden, „vor allem am Anfang der Präsentation, wenn alle Augen auf einen gerichtet sind“, geben die jungen Sportlerinnen zu. Sie berichten von typischen Lampenfieber-Symptomen wie innere Unruhe, Herzrasen, Schweißausbrüche, nervöses Zittern und Stottern. Ein gewisses Maß an Nervosität und Lampenfieber ist gut und kann sogar als Motor fungieren, jedoch darf die Angst vor der Vortragssituation nicht zu groß werden und den Vortragenden in einen stammelnden und schlotternden „Lampenfieber-Zombie“ verwandeln.
„Es geht nicht darum, Lampenfieber aufzulösen und die Nervosität vor Vorträgen völlig zu tilgen, sondern darum, Lampenfieber als natürliche Körperreaktion auf eine Stresssituation zu verstehen, um richtig damit umgehen zu können“, erklärt Isabel und ergänzt: „Lampenfieber ist ein körperliches Phänomen, das sich anhand bestimmter Symptome, wie einer erhöhten Herz- und Atemfrequenz oder einer überhöhten Muskelspannung, äußert. Es gibt viele Möglichkeiten, um diesen Symptomen auf der körperlichen, psychischen nund organisatorischen Ebene entgegenzuwirken und damit das Lampenfieber zu regulieren und so handlungs- und denkfähig zu bleiben.“ Sie macht einige Übungen zur körperlichen Entspannung vor, die die Fußballerinnen gleich nachmachen.
Dehnübungen gegen Muskelüberspannung, die richtige Atemtechnik und das Ausschütteln der Füße helfen, den Stress von sich abzuschütteln. Das lange, bewusste Ausatmen sowie ein leichtes Klopfen auf den Brustkorb sorgen dafür, dass die Stimme nicht versagt und zittrig klingt, sondern kräftig und laut ist. Schließlich ist es wichtig, dass man bei Präsentationen den Raum für sich einnimmt. Dabei hilft eine entsprechende Körpersprache: Ein stabiler Stand und eine aufrechte Körperhaltung bilden die Basis. Ruhige Gesten und kleine Handbewegungen helfen, das Gesagte zu untermauern. Schließlich ist der Blickkontakt von zentraler Bedeutung. Durch ihn schafft man eine Verbindung zu den Zuhörern.
Da das direkte Anschauen von Zuhörern oftmals schwerfällt, hat Isabel noch einen Rat: „Am besten sucht man sich zu Beginn des Vortrags zwei bis drei Personen aus, die man direkt anschaut und die im Raum verteilt sitzen, damit der Blick immer wieder zwischen den Personen wechseln und so umherschweifen kann.“ Diesen Tipp können die Jugendspielerinnen bei einer Übung ausprobieren. Sie sollen den Beginn einer Präsentation simulieren und dabei nach dem Leitsatz der fünf „A‘s“ vorgehen: Auftreten, Ankommen, Anschauen, Ausatmen, Anfangen - und zwar genau in dieser Reihenfolge. Isabel betont, dass es wichtig ist, sich für die fünf „A‘s“ ausreichend Zeit zu lassen, bevor man mit dem Referieren beginnt.
In einer letzten Übung sollen die Fußballerinnen einen kurzen Vortrag über einen Gegenstand ihrer Wahl halten und dafür ein Gliederungsschema anwenden, das Isabel ihnen an die Hand gab. Die Jugendspielerinnen sind froh um den Workshop und schätzen insbesondere die praktischen Übungsteile: „Wir haben heute viel erfahren und nützliche Techniken kennengelernt. Dass wir die Tipps direkt ausprobieren konnten war besonders gut, denn das hilft beim Verinnerlichen.“ Auch Maximilian Steeb gefällt der interaktive Workshop gut. Er arbeitet bei futureoffice, ein Partner aus dem Anpfiff-Netzwerk, und weiß wie wichtig es ist, souverän und selbstsicher vortragen zu können.
„Wir unterstützen den Workshop, weil wir selbst jeden Tag mit Präsentationssituationen zu tun haben. In Vorträgen müssen wir die Kunden, die eine Vielzahl von unterschiedlichen Möglichkeiten haben, von unseren Objekten, unseren Plänen und letztlich von uns überzeugen“, sagt Maximilian und betont: „Junge Leute werden oft nicht an das Präsentieren herangeführt. In der Schule werden Vorträge zwar verlangt, aber wie das eigentlich richtig geht und vor allem, wie man mit der Angst vor dem Referieren umgeht, fehlt. Es ist klasse, dass Isabel in dem Workshop genau das fokussiert und den Mädels näherbringt.“ Für die nächste Präsentation sind die TSG Jugendspielerinnen nun gerüstet.