Superkraft Motivation: Damit der Stift über das Papier fliegt, wie der Mittelstürmer über den Rasen

Erstellt von Barbara Reeder 08.11.2023

Tom Reschke will bei der Talentsafari die Superkraft Motivation aufspüren.

Entscheidend ist für die Psychologen, dass die Jugendlichen ihre Stärken erkennen. Deswegen gibt es viele Übungen zur Selbsteinschätzung.

Hausaufgaben und Schule – dazu gibt es viel zu sagen.

Immer wieder ist Mitmachen gefragt.

Damit es mit der Motivation gut klappt, ist es wichtig, dass die Eltern an Bord sind. Deswegen gibt es für sie im Anschluss einen eigenen Workshop. Hier erklären die Psychologen auch die wissenschaftlichen Hintergründe.

„Über die Superkraft Motivation im Sport müssen wir Euch nichts erzählen“, sagt Talentsafari-Guide Tom Reschke zu den U12 Mannschaften in unseren Jugendförderzentren. Anders sieht es bei den Hausaufgaben aus – „die machen ja nicht immer so Bock“. Aber auch dafür kann man auf seine Superkräfte zählen. Manchmal müssen sie allerdings geweckt werden.

Tom Reschke und seine Frau Katharina sind Kinderpsychologen. Gemeinsam nehmen sie die Kids mit auf Talentsafari, wo es um Löwen und Geparden geht und Tricks und Kniffe, wie man sich selbst motivieren kann – auch wenn man mal gar keine Lust hat. Zunächst wollen die beiden Coaches aber von jedem wissen, warum er gerne in die Schule geht. Elias beispielsweise mag die Schule, weil er dort Mathe hat. Für Jakob sind seine Freunde entscheidend, und „weil ich was fürs Leben lernen möchte“. Felix hat die Lacher auf seiner Seite, als er gesteht: „Wegen der Pause.“

Das Eis ist gebrochen und schon geht es weiter mit der nächsten Aufgabe. Denn, so Reschke, „Motivation ist beeinflussbar und das zeigen wir Euch heute“. Bei der Aktivierungsübung sollen sich die Jungen rechts oder links von der Tafel aufstellen – je nachdem, ob sie lieber am Esstisch lernen oder im eigenen Zimmer. Schnell zeigt sich, dass die meisten lieber im eigenen Zimmer ihre Hausaufgaben erledigen, weil es dort leichter fällt sich zu konzentrieren.

Doch daneben gilt es auch, nicht abgelenkt zu werden. Dazu gehört für die Coaches ein Schreibtisch, auf dem nicht das totale Chaos herrscht. Ordnung am Arbeitsplatz bedeutet Ordnung im Kopf, so Safari-Guide Tom. Doch am meisten Ablenkung droht durch das Smartphone. Daher raten die beiden Psychologen, das Handy „weit weg vom Arbeitsplatz zu legen“. Und auch für Rechercheaufgaben, bei denen man es brauchen könnte, haben sie Tipps: Beispielsweise diesen Part erst ganz zum Schluss zu machen oder zunächst mal auf Lexika und andere Bücher zurückzugreifen und danach die Informationen am Handy checken.

Motivation an weiterführenden Schulen oft „im Sinkflug“

Es ist kein Zufall, dass die Talentsafari für die U12 angeboten wird, die in der 5. oder 6. Klasse sind. Das ist ein „kritisches Alter, wo Motivation und Anstrengungsbereitschaft im Sinkflug sind“, so die Kinderpsychologen. Die Kinder sind dann an den weiterführenden Schulen und da kommt manchmal „vielleicht auch Frust“, weiß Marcus Zegowitz, der bei Anpfiff ins Leben für Schule, Beruf und Soziales verantwortlich ist. Anpfiff arbeitet schon lange mit dem Psychologen-Ehepaar zusammen und kann so schnell den Kontakt herstellen, wenn jemand Probleme hat. Denn es ist wichtig zu reagieren „bevor zu große Lücken entstehen“, betont Zegowitz. Der Workshop zum Thema Schule ist Teil der 360-Grad-Bildungsreihe von Anpfiff ins Leben und wird an allen sechs Förderzentren durchgeführt. Die Reihe behandelt für die jeweilige Altersklasse wichtige Aspekte: Bei der U11 geht es um Selbstbehauptung, während die U13 sich in einem Workshop mit Klimafragen beschäftigt. Bei der U14 ist das Internet Thema.

Unterstützer multitorch begleitete die Kinder auf ihrer Talentsafari

Die Firma multitorch aus Zuzenhausen, ein Spezialist für die Herstellung von Vorkammerzündkerzen für Gasmotoren und den Motorsport, unterstützt Anpfiff ins Leben und die Talentsafari. Anke Hetzer ist Personalchefin von multitorch und hat es sich nicht nehmen lassen, beim Workshop in Walldorf dabei zu sein. Sie ist begeistert von dem Konzept, denn „man kann nicht früh genug anfangen, diese Fähigkeit zu trainieren“. Sie beobachtet jeden Tag bei den Azubis und Studenten, wie wichtig es ist, dass sie sich motivieren können.
Die Verbindung von multitorch zu „Anpfiff ins Leben“ kam über den Sport, denn im Unternehmen gibt es viele Hobby-Fußballer. Ein Mitarbeiter ist selbst Fußball-Coach und hat den Kontakt hergestellt. „Wir finden es gut, wie Anpfiff ins Leben sich engagiert und wollen das gerne unterstützen“, sagt Hetzer.

Geparden sind schneller als Löwen – aber Löwen haben andere Stärken

Die Jungs der U12 in Walldorf haben schon einige Strategien parat, wie sie ihre Hausaufgaben am besten erledigen: Der eine fängt mit dem Fach an, in dem er am besten ist, weil er sich dazu am leichtesten motivieren kann. Der andere will zuerst das Schwerste hinter sich bringen. Ganz wichtig ist den beiden Psychologen, dass jeder die beste Methode für sich selbst findet. Und dass Vergleiche mit anderen nicht weiterhelfen. Dafür haben die Safari-Guides eine Geschichte aus dem Tierreich mitgebracht: Darin moniert der Löwenpapa, dass sein Sohn kein Sehr Gut in Sport bekommen hat. Das Löwenjunge beklagt, dass der Gepard einfach schneller war. Für die Jungen der U12 ist klar, dass der Löwenvater im Unrecht ist, weil in Sachen Schnelligkeit niemand den Geparden das Wasser reichen kann. Deswegen macht es wenig Sinn, wenn der Löwe sich mit einem Gepard vergleicht.

Auch die Beispiele von Anna und Anton zeigen, dass man sich das Leben selbst schwerer macht, wenn man sich mit anderen vergleicht: Während Anna sich über ihre Zwei in Mathe gar nicht freuen kann, weil ihre Freundinnen bessere Noten haben, ist Anton glücklich über seine Zwei. Er hat sich im Vergleich zur letzten Arbeit verbessert und allein das zählt für ihn.

Vergleiche mit „früherer Version von sich selbst“

„Natürlich ist es cool, wenn man besser ist als andere. Das kann auch Motivation sein es das nächste Mal besser zu machen“, wissen die beiden Psychologen. Aber ihnen geht es darum, dass jeder seine Stärken und Schwächen hat und man sich daher lieber mit „einer früheren Version von sich selbst“ vergleichen sollte – und sich dann darüber freuen, wenn man besser geworden ist.