Zweite Hälfte: Fortbildung Trainerverhalten 2.0 – Herausfordernde Elterngespräche
Die Fortbildung fand wie im letzten Jahr als Videokonferenz statt. Für den Leistungsbereich orientierten sich Heinz Janalik und Markus Gaber an einem fiktiven Fall, der heikel wie realitätsnah ist: Der Sohn ist in der derzeitigen Spielklasse überfordert. Es wird eine Lösung gesucht, die aus Sicht der Trainer für die Entwicklung und Freude am Fußball besser für den Spieler ist. Den Trainern wurden drei Videos gezeigt, die Reaktionen der Eltern simulieren. Wie reagieren die Trainer?
Wie spricht man mit enttäuschten Eltern?
Der erste Gesprächstyp lehnt die Bewertung des Trainers ab und beharrt auf den Verbleib des Sohnes im Verein. In der Diskussion sind sich die Trainer einig: Erneut sachlich erklären, dass der Sohn überfordert ist. Wenn dies weiterhin abgelehnt werde, erklärt Janalik, könne man noch anführen, dass die Kriterien zur Leistungsbeurteilung nicht willkürlich gesetzt, sondern nach dem aktuellen Wissenstand der Sportförderung für die Entwicklung dieses Altersbereichs entwickelt und ständig aktualisiert werden.
„Wenn alle Stricke reißen, würde ich vielleicht das erste Gespräch beenden“, schlägt ein Trainer vor. „Ich würde sagen, dass es wichtig war, dass wir uns ausgetauscht haben und dann Rücksprache mit den sportlichen Verantwortlichen halten.“ Janalik stimmt zu: „Was sehr wichtig ist in deiner Argumentation, ist das Deeskalierende. Du erkennst, momentan kommt man mit dem Gesprächspartner auf keinen grünen Zweig, deshalb ist es gut, das Gespräch zu beenden. Beide haben noch einmal die Chance, darüber nachzudenken, um bei einem neuen Termin neue Lösungswege zu suchen.“
Flexibel in den Handlungsmöglichkeiten, fest in der Meinung
Die eine Lösung gibt es nicht, erklärt Janalik: „Wir möchten am Beispiel dieser Videosequenzen ein möglichst breites Handlungsrepertoire initiieren. Ihr sollt im Umgang mit solch unterschiedlichen Perspektiven von Eltern mehr Handlungsmöglichkeiten abspeichern, damit ihr angemessen reagieren könnt.“ Hilfreich sei es immer, die Perspektive der Eltern und Kinder einzunehmen, um sie besser verstehen zu können und danach Verständnis zu zeigen. „Verständnis für die Elternreaktion und -perspektive zu verdeutlichen. Das ist wichtig.“
Bei Anpfiff ins Leben steht der Mensch im Mittelpunkt. Um das zu gewährleisten, ist ein ehrlicher, respektvoller und transparenter Umgang miteinander entscheidend. Im Sport legen wir sowohl objektive als auch subjektive Kriterien zugrunde und wollen so stets die bestmögliche Entscheidung für das Kind treffen – mit bestem Wissen und Gewissen. Dies kann wie auch in der Schule der Weg über eine andere Leistungsklasse sein. Auch hier werden Leistungen und Verhalten honoriert und so besteht zu jedem Zeitpunkt die Möglichkeit, gestärkt zurückzukommen oder es an anderer Stelle zu schaffen. Spieler, Eltern und Trainer sollen daher das Positive aus jeder Situation ziehen und in einem möglichen Mannschafts- oder Vereinswechsel einen Neuanfang sehen. Denn niemand weiß sicher, wie sich ein Kind entwickelt.