Beste Werbung für den Amputierten-Fußball

Erstellt von Martin Dudenhöffer 02.07.2019

Christian Heintz besucht den FC Viktoria. Foto: Viktoria Berlin.

Kicken mit Krücken. Foto: Viktoria Berlin.

Anpfiff-Mitarbeiter Heintz parkte prominent.

Ein Aktionstag zum Mitmachen. Foto: BRSNW

Überraschungsgast Heintz in Bonn. Foto: Rheinzoom.photos.

Wer 90 Minuten gegen den Ball tritt, kommt in der Regel ins Schwitzen. Noch mehr ins Schwitzen kommt man allerdings, wenn Christian Heintz das Training leitet. Der Projektleiter Aktion Mensch Stiftung vom Anpfiff ins Leben-Pavillon in Hoffenheim verließ seine Kraichgauer Wahlheimat und tourte durch die Bundesrepublik. In Berlin, Bottrop und Bonn brachte er seine Krücken mit, warb für den Amputierten-Fußball, erschloss neue Netzwerke und bescherte den Kindern ein schweißtreibendes, aber spaßiges Fußballtraining.

Für Christian Heintz, Anpfiff-Mitarbeiter und Kapitän der Deutschen Amputierten-Fußballnationalmannschaft ist es mittlerweile Gewohnheit, mit Krücken Fußball zu spielen. Für die meisten anderen Fußballer stellt das Kicken mit Krücken eine völlig andere Welt dar. Ob in Berlin, Bottrop oder Bonn, wenn Ampu-Kicker Heintz mit Krücken und Ball das Tempo im Training vorgibt, wünscht sich so mancher Fußballspieler sein gewöhnliches Training zurück. „Fast alle Kinder und Trainer kamen nach dem Training zum Schluss, dass das Kicken mit Krücken noch schweißtreibender ist, als das gewöhnliche zweibeinige Fußballspielen“, erzählt Heintz mit einem Lächeln. Trotz dieser schweißtreibenden Angelegenheit sei das Fazit aller Jugendkicker, die Heintz im Rahmen seiner Werbetour für den Amputierten-Fußball in Deutschland besuchte, durchweg positiv. „Es hat allen Riesenspaß gemacht und viele neue Eindrücke beschert“, so Heintz über die Bilanz seiner Deutschlandtour. Diese startete am 11. Juni in der Hauptstadt und führte über Bottrop im Ruhrgebiet ins rheinische Bonn.

Zu Gast in der Hauptstadt

Kein Besuch in der Bundeshauptstadt ohne einen Abstecher zum Brandenburger Tor. Das dachte sich auch Christian Heintz, als er mit dem bunten Anpfiff-Flitzer bei der wohl berühmtesten Sehenswürdigkeit Deutschland parkte. Nur zum Fotomachen kam der 35-Jährige allerdings nicht nach Berlin, es sollte vor allem ums Kicken mit Krücken gehen. Hierfür war Heintz beim FC Viktoria 1899 Berlin zu Gast. „Der Kontakt ist über einen Trainer aus Koblenz entstanden, den ich einige Monate zuvor bei einem Amputierten-Fußballtraining kennengelernt habe“, erläutert Heintz und fügt an: „Da der FC Viktoria offen für diese dynamische Sportart ist, vereinbarten wir ein gemeinsames Training mit zwei Jugendteams“. Mit im Gepäck hatte Heintz kleine und große Krücken, um für diese besondere Sportart zu sensibilisieren.

Die Ehre, mit dem deutschen Käpt’n zu trainieren, hatten die U11 und U12 des FC Viktoria. Das Training, angeleitet durch Heintz selbst, bestand aus Kicken mit und ohne Krücken. „Nach anfänglicher Zurückhaltung gewannen die Kids etwas Mut und Geschicklichkeit, sodass sie am Ende richtig miteinander wetteiferten“, beschreibt der Trainingsleiter die ersten Versuche mit Krücken. Natürlich war es besonders schweißtreibend an diesem sommerlichen Tage, dennoch sahen die Verantwortlichen begeisterte Gesichter. Auch aus diesem Grund wird die Kooperation mit Berlin weiter aufrecht erhalten bleiben. Die Offenheit des FC Viktoria spiegelt sich aber nicht nur im Training wider, zukünftig dürfen Ampu-Kicker aus der Hauptstadt auch auf den Trainingsplätzen spielen. Für Christian Heintz bedeutet das: „Wir intensivieren nun unsere Suche nach Ampu-Kickern in und um Berlin, um dieses tolle Angebot annehmen zu können“.

Fußball ohne Grenzen

„Fußball ohne Grenzen“ – das war das Motto des Aktionstages des Behinderten und Rehabilitationssportverband Nordrhein-Westfalen e.V. (BRSNW) in Bottrop. Dort ging es darum, die verschiedenen Facetten des Handicap-Fußballs zu präsentieren und junge wie alte Menschen für den Fußball zu begeistern. Vor allem für letzteres war in Bottrop wieder Christian Heintz zuständig. Zusammen mit unzähligen Interessierten allen Altersklassen zeigte Heintz, wie man auf Krücken Fußball spielen kann und – erneut – ordentlich ins Schwitzen kommen kann. „Es war schön zu sehen, wie viele sich ausprobiert und dadurch live miterlebt haben, wie Amputierten-Fußball funktioniert“, freut sich Projektleiter Heintz über das Interesse der vielen Besucher. Aus strategischer Sicht war der Trip nach Bottrop auch erfolgreich, konnten die Beziehungen zum BRSNW vertieft und weitere Kooperationen in Düsseldorf für das laufende Jahr abgestimmt werden.

Überraschung in Bonn

Während Heintz in Berlin und Bottrop fein säuberlich auf der Anmeldeliste stand, zeichnete sich sein Besuch bei den U11-Jugendkickern des Bonner SC durch sein Überraschungsmoment aus. „Wir haben uns entschlossen, die Jungs in der Kabine zu überraschen und sie dann unvorbereitet in ein Training mit mir zu schicken“. Auch wenn so mancher nicht mit dem Amputierten-Fußballer Heintz gerechnet hat, erste Berührungsängste waren schnell verflogen. Dann überwiegt wie immer der sportliche Ehrgeiz und die Neugier, mal etwas Neues auszutesten. Der Amputierten-Fußball eigne sich genau dafür äußerst gut. Auch die Trainingsaktion in Bonn war interaktiv und animierte zum Mitmachen: „Mal kickten die Jungs mit, mal ohne Krücken und so konnten sie die Herausforderung unserer Sportart nachfühlen“. Dieses Mal hatte Heintz sogar mehr als nur die Krücken im Gepäck. Eine Speedschuss-Anlage misste die Schussgeschwindigkeit der Jungkicker und brachte folgendes Ergebnis hervor: Auch mit Krücken hat Christian Heintz den stärksten Schuss. Die Aktion insgesamt stieß auf große Resonanz, sogar im Bonner Express war Ampu-Kicker Heintz Thema. Noch wichtiger ist allerdings, dass auch bei dieser Tour-Etappe für den Amputierten-Fußball geworben, Netzwerke erschlossen und viele neue Menschen erreicht werden konnten. Mit tollen Eindrücken, wertvollen Kontakten und vielen freudigen Gesichtern in Erinnerung trat Heintz die Rückkehr in die Metropolregion an. Dort erwartet ihn vom 17. bis 21. Juli das EAFF-Junior Camp, Europas größtes Amputierten-Fußballcamp für Jugendspieler und weitere Aktionen mit der Aktion Mensch Stiftung.