Lernen von Zuhause – Schulische Förderung goes online

Erstellt von Pia Kielmann 07.04.2020

Die Osterferien haben begonnen, Saskia Wagner und Lisa Drexler gönnen sich dennoch keine Pause. Die beiden U20-Spielerinnen ackern derzeit für ihre Abschlussprüfungen, Unterstützung erhalten sie dabei trotz Corona-Krise von Anpfiff ins Leben. Das Lernangebot von Individualnachhilfe bis Prüfungsvorbereitung findet statt am Förderzentrum auf neuen Kommunikationswegen statt.

„Wir haben zunächst Lösungen für die Fortführung der Lernangebote gesammelt“, erklärt Sarah Böser, Koordinatorin für den Bereich Schule am Mädchen- und Frauenfußballförderzentrum in St. Leon-Rot. „Die Lernbegleiter haben dann mit jeder einzelnen Spielerin besprochen, welches Modell für sie am besten passt.“ Viele haben sich für die Durchführung von Videokonferenzen entschieden, andere ziehen es vor, Aufgaben der Lernbegleiter allein zu bearbeiten und diese dann anschließend am Telefon zu besprechen. „Wir versuchen, für alle eine passende Plattform zu bieten“, so Böser.

Bereits seit dem 16. März sind die Schulen in Baden-Württemberg geschlossen, für Saskia Wagner und Lisa Drexler, die in diesem Schuljahr ihre Abschlussprüfungen ablegen wollen, keine einfache Situation. „Wir waren mitten in der Vorbereitung auf die Prüfungen“, erzählt U20-Verteidigerin Drexler, die an der Max-Weber-Schule ins Sinsheim das Fachabitur anstrebt. „Wir müssen uns nun viele Inhalte selbst erarbeiten, mir persönlich fällt das nicht so leicht.“ Umso dankbarer ist Drexler, dass das Lernangebot von Anpfiff ins Leben schon nach wenigen Tagen der Umstrukturierung wieder stattfand. „Das ist sehr hilfreich, denn wir können einzelne Aufgaben oder auch ganze Themen erklärt bekommen“, so die Zweitligaspielerin. „Ich bereite vorher die Fragen vor, die ich stellen möchte und treffe mich dann mit meinem Lernbegleiter in der Videokonferenz. So können wir Inhalte besprechen und Aufgaben bearbeiten.“

Positives Feedback

Im Austausch mit den Koordinatoren im Bereich Schule der Akademie entwickelte Sarah Böser binnen weniger Tage einen Prozessablauf, der nun als Fahrplan für Spielerinnen und Lernbegleiter dient. „Das Lernen online war bei uns bisher noch kein allzu großes Thema“, gibt Böser zu. „Demnach war auch von allen Seiten zunächst etwas Skepsis zu spüren, ob das ein adäquater Ersatz für unsere bisherigen Angebote sein kann.“ Doch schnell zeigte sich, dass insbesondere die Spielerinnen kaum Probleme mit der Umstellung hatten. Sie sind den Umgang mit Laptop, Tablet und Smartphone gewöhnt und fanden sich mit der neuen Situation schnell zurecht. „Nach jeder Lerneinheit hole ich mir Feedback von allen Beteiligten ein, das fiel bisher fast ausschließlich positiv aus“, so Böser.

Von den Schulen werden die Spielerinnen mit Unterrichtsstoff versorgt, die Lehrer schreiben Mails mit Aufgaben und Themen, die zu bearbeiten sind. „Ich kann mir momentan selbst einplanen, wie lange ich mich mit einem bestimmten Fach auseinandersetze und welche Schwerpunkte ich bearbeite“, beschreibt Saskia Wagner ihren Lernalltag. Die U20-Torhüterin besucht das Leibniz-Gymnasium in Östringen, dort steht für sie in diesem Schuljahr das Abitur an. „Ich habe meinen Tag mit mehreren Lerneinheiten und freien Zeiten, in denen ich dann zum Beispiel Sport mache, strukturiert“, erzählt sie. „Ich konzentriere mich gerade eher auf die Fächer, die für das Abitur relevant sind, alle Fragen dazu kann ich dann in der Online-Nachhilfe besprechen.“ Sogar Stefanie Busch, Koordinationslehrerin Sport am Leibniz-Gymnasium in Östringen, hat sich jüngst in eine Videokonferenz eingeklinkt und besprach mit Wagner und ihren Teamkolleginnen Lisann Kaut und Neele Beck, die ebenfalls am LGÖ ihr Abitur ablegen werden, einige Themen im Bereich Sporttheorie. Mit den Partner- und Eliteschulen besteht wie gewohnt ein enger und regelmäßiger Austausch.

Wichtiger Schritt

Neben der Individualnachhilfe, die sowohl Frauen als auch Juniorinnen in Anspruch nehmen, gibt es mittlerweile auch für alle, die normalerweise die tägliche Lernzeit am Förderzentrum besuchen, ein Angebot. So wurde eine zwei Mal in der Woche stattfindende Sprechstunde eingerichtet, während der die Schülerinnen einen Lernbegleiter kontaktieren können, um Fragen zu stellen und Aufgaben zu besprechen. Die für die Osterferien geplante Prüfungsvorbereitung, in der die Spielerinnen in Gruppen mit einem Lernbegleiter für ihre Abschlussprüfungen lernen, wurde aufgeteilt und findet ebenfalls online statt. „Es ist für alle eine gute Möglichkeit, um weiter am Ball zu bleiben“, weiß Böser. Über mangelnden Eifer und Fleiß der Spielerinnen kann sich die Koordinatorin nur in den seltensten Fällen beklagen, die Sportlerinnen zeigen sich auch im schulischen Bereich trotz Corona-Krise ehrgeizig und gewissenhaft. „Wir haben ihnen und auch den Eltern anfangs ein paar Tipps und Tricks zum selbstständigen Lernen und zum online Lernen mit an die Hand gegeben. Die meisten haben nun wie im sportlichen Bereich auch für die Schule einen Heimtrainingsplan entwickelt.“ Trotz Ungewissheit, wie die Beschulung in Baden-Württemberg nach den Osterferien weiterlaufen kann, ist der Situation etwas Positives abzugewinnen. Innerhalb weniger Tage entwickelten die Koordinatoren in Zusammenarbeit ein gut funktionierendes Konzept, zudem ist ein wichtiger Schritt in Richtung Digitalisierung getan. „Von dem werden wir sicherlich auch in Zukunft profitieren!“