Ungeahnte Talente - ein Rap-Workshop für Jung & Alt

Erstellt von Martin Dudenhöffer 24.06.2019

Respekt füreinander: Jung & Alt rappen gemeinsam beim Anpfiff-Rap-Workshop in Mannheim.

Rosakutty (l.), Sozialarbeiterin Steffi Hoffmann und Siegline (r.) rappten für das Walldorfer Astorstift.

Kreativarbeit: Praktikantin Maria hilft den Astoria-Kickern bei den Lyrics.

Gelungen: Ein unterhaltsamer Nachmittag für alle.

Rap – eine Musikform, an der sich ab und an die Geister scheiden. Dennoch ist sie insbesondere bei Jugendlichen mittlerweile eine der beliebtesten Musikstile. Der Rap als Teil des Hip-Hop steht für eine Subkultur, die in Deutschland in den 1990er Jahren ihre Anfänge nahm. Rap hören ist heute bei vielen Jugendlichen erste Wahl, selbst zu rappen allerdings nicht. Zusammen mit zwei Seniorinnen aus dem Astorstift in Walldorf übten sich sieben Jugendspieler von Astoria Walldorf in einer Mannheimer Rap-Schule in dieser besonderen Kunstform. Mit großem Erfolg, wie das Abschlussvideo zeigt.

Strahlende Gesichter, Jubel, ungläubige Blicke. Das war der Moment, als nach drei Stunden kreativer Arbeit der eigens kreierte Rap-Song auf Band war. Sieben Jugendkicker des FC-Astoria, zwei Jugendtrainer, zwei Seniorinnen aus dem Astorstift, eine Sozialarbeiterin und eine Jugendkoordinatorin – das war die Besetzung in diesem einmaligen Mehrgenerationenprojekt. Einige der Neu-Rapper haben wohl ungeahnte Fähigkeiten in sich entdeckt. Kein Wunder, wer rappt schon unter professioneller Anleitung und das noch in dieser Konstellation? So wie das Projekt von Beginn geplant war, sollten junge und ältere Menschen in einem gemeinsamen Projekt zusammengeführt werden. Die Idee dazu hatte Petya Ivanova, Jugendkoordinatorin Schule/Soziales am Jugendförderzentrum Walldorf. „Unser Gedanke war, den älteren Menschen die Lebensrealität junger Generationen näherzubringen. Dabei haben wir uns erhofft, dass beide gemeinsam etwas Kreatives erarbeiten und neue Seiten an sich entdecken“, so Ivanova.

Besonders schön sei dieses Experiment auch, da es zwei Generationen miteinander verbinden, die sich sonst im Leben als Oma und Enkel kennen. Durch gemeinsames Rappen zeichnet sich diese familiäre Beziehung aber selten aus. Dass das Projekt ein solcher Erfolg wurde, lag natürlich an Mut und Kreativität der Workshop-Teilnehmer, ohne die Durchführung dieses einmaligen Projektes von Seiten der Mannheimer „Who Am I“-Kreativwerkstatt wäre dieses Ergebnis aber nicht möglich gewesen. So gilt der tosende Applaus auch Tobias Schirneck und seinen Kollegen, die mit großer Leidenschaft durch den Nachmittag führten. So mancher Teilnehmer musste schon einiges an Mut an den Tag legen, um sich an diesem heißen Montagnachmittag überhaupt dieser musikalischen Herausforderung zu stellen. Normalerweise messen sich die Spieler und ihre Coaches Edin Jusic und Kristijan Bezyak in der C-Jugend-Kreisklasse mit Teams wie der SG-Kirchheim Heidelberg oder dem VfB Wiesloch II. Dieses Mal waren sie von Rap-Lehrer Tobi in einer ganz anderen Sparte gefordert.

Ungewohntes Terrain

Rap ist ein Lebensgefühl und für viele Jugendlichen die Musikrichtung Nummer 1. Dennoch ist das Rappen selbst für alle Neuland, selbst für die Walldorfer Kicker, die bei der Vorstellungsrunde zu Beginn gleich einen Lieblingsrapper haben nennen können. „Wir hören zwar Rap, selbst aber habe ich aber in dieser Richtung noch gar nichts gemacht“, so Marlon. Ohnehin scheinen die Jugendlichen Respekt zu haben vor der Aufgabe, eigene Lyrics und Rhymes zu basteln. Deshalb der emotionale Aufruf des Workshop-Leiters Tobias Schirneck: „Wir brauchen Emotionen und jeder schenkt mir ein Lächeln. Dann wird das ein Riesenerfolg heute!“. Damit sollte er Recht behalten. Doch bis dahin war die Expertise Schirnecks gefragt und so begann dieser interaktive Workshop mit der Findung des Hintergrundbeats und eines passenden Themas. Als auch diese Schritte abgeschlossen waren und feststand, die Jung & Alt werden heute über die Jugend und Respekt rappen, ging es in kleinen Gruppen in die eigentliche Arbeit: Texten. Dabei war die Botschaft klar: Respekt voreinander haben, egal ob Jung oder Alt.

Workshops mit Jugendlichen sind zwar das Kerngeschäft dieser besonderen Kreativwerkstatt, doch an diesem Tag war etwas anders. Zwei Seniorinnen haben sich überzeugen lassen, an diesem Projekt teilzunehmen. Rosakutty und Sieglinde brachten wenig überraschend ebenso wenig Rap-Erfahrung mit. Drei Stunden hatten sie gemeinsam mit den Astoria-Kickern einen eigenen Rap-Song aufgenommen und so neue Seiten an sich entdeckt. „Wir haben einen abwechslungsreichen Nachmittag erlebt, über die Gesellschaft gesprochen und so Ansichten ausgetauscht“, bilanziert Rosakutty. Sieglinde, die sich selbst als musikbegeistert bezeichnet, war ebenso glücklich über die Eindrücke. „Es war eine sehr schöne Begegnung, auch wenn ich normalerweise andere Musik höre“. Und diese Begegnung hatte ein wunderbares Endprodukt, das sagt auch Workshop-Leiter Tobi Schirneck, nachdem der Track „Relax und nie ohne Respekt“ im Kasten war. Vollauf begeistert waren die Jugendlichen und ihre Trainer. Durch diese spezielle Teambuilding-Maßnahme hat die Saison einen fulminanten Abschluss gefunden. Vielleicht ist hier auch ein neues Rap-Talent geboren worden.

Das Rap-Video ist anzusehen auf https://www.youtube.com/watch?v=9O7nMzl-VKk