Vielfalt als Chance: Perspektivenwechsel erfahren, erleben und erlernen

Erstellt von Denise Burkard 16.08.2022

Jiri Jung leitet die Workshopreihe "Vielfalt als Chance", die in unserem Gimbsheimer Jugendförderzentrum startete.

Die U-16 Mannschaft ist im interaktiven Workshop gefordert und bearbeitet verschiedene Aufgaben.

In der Gruppenarbeit tauschen sich die Jungs über ihre Perspektiven aus.

Die Ergebnisse der Gruppenarbeiten werden vorgestellt.

Jiri erklärt das Eisberg-Modell: „Sichtbar sind die Verhaltensweisen, unsichtbar die Beweggründe."

In der vergangenen Woche startete unsere neue Workshopreihe „Vielfalt als Chance“ bei unserem Standort in Gimbsheim. Im Rahmen dieser zentrumsübergreifenden Veranstaltung sollen die U-16 Mannschaften unserer Partnervereine die Fähigkeit zum Perspektivenwechsel erlernen. Unter dem Motto „Erfahren, Erleben, Bewusstsein schaffen“ sollen die jungen Sportler im interaktiven Workshop den Perspektivenwechsel vollziehen und in verschiedenen Übungen nicht nur alltägliche Situationen aus unterschiedlichen Blickwinkeln wahrnehmen, sondern auch versuchen sich selbst – das eigene Handeln und Verhalten – aus der Sicht eines anderen zu betrachten. Ziel der Workshopreihe ist es, bei den U-16 Spielern das Bewusstsein dafür zu schaffen, dass die eigene Wahrnehmung selektiv ist, damit sie die Fähigkeit zum Perspektivenwechsel als eine wichtige soziale Kompetenz für ihren Alltag auf und neben dem Fußballplatz erkennen.

„Fußball ist geprägt von Vielfalt und Interkulturalität. Fußball hat die Kraft unterschiedliche Menschen zusammenzubringen“, eröffnet Jiri Jung, Trainermentor bei Anpfiff ins Leben, den interaktiven Workshop in Gimbsheim. „Daher ist es umso wichtiger, dass die Spieler so früh wie möglich lernen die eigene Wahrnehmung bewusst zu reflektieren und die Perspektive zu wechseln, um Missverständnisse oder Konflikte zu vermeiden und Verständnis füreinander zu schaffen.“

Bereits die Vorstellungsrunde entpuppt sich als Übung zum Perspektivenwechsel, denn die Jugendspieler sollen nicht sich selbst, sondern ihren Sitznachbarn vorstellen. Anschließend folgt eine weitere Vorstellungsrunde, in der sich die Jungs zwar selbst vorstellen, dabei jedoch die Sicht eines anderen einnehmen und die Frage: „Was würde mein Trainer/mein Hund/mein kleiner Bruder/usw. über mich sagen?“ beantworten. Als Jiri die Spieler fragt, wie es sich angefühlt hat von einem anderen vorgestellt und beschrieben zu werden bzw. sich selbst durch die Augen eines anderen zu betrachten, sind sich die Jungs einig: „Ein bisschen komisch war es schon. Aber wenn man sich gut kennt oder befreundet ist, dann nimmt man das anders auf als von einem Fremden. Dann kann man das Gesagte nachvollziehen und man weiß, wie es gemeint ist.“ Es wird aber auch deutlich, dass die Aussagen über bestimmte Eigenschaften und Verhaltensweisen je nach Blickwinkel variieren. „Meine Teamkollegen würden vielleicht sagen, dass ich manchmal zu ehrgeizig oder egoistisch bin auf dem Platz, wenn ich den Ball nicht abgebe. Der Ball würde bestimmt sagen, dass ich ihn einfach liebe,“ bemerkt einer der Spieler.

Nachdem Jiri den Jugendspielern die „Geschichte von Max“ vorgelesen hat, sollen die Jungs in drei Gruppen aufgeteilt verschiedene Aufgaben lösen, indem sie innerhalb der Gruppe miteinander diskutieren, ihre Sichtweisen austauschen und am Ende einen Konsens finden. Gemeinsam sollen sie anhand der in der Geschichte vorkommenden Figuren ein Sympathie-Ranking erstellen und für jede Figur drei auffällige Eigenschaften herausarbeiten. Als die Gruppen ihre Ergebnisse präsentieren stellen die Jugendspieler fest, dass sie sich innerhalb ihrer jeweiligen Gruppe zwar schnell auf eine Rankingliste sowie bestimmte Eigenschaften der Figuren einigen konnten. Die drei Gruppen im Vergleich jedoch unterschiedliche Ergebnisse in den Sympathie-Rankings und den herausgearbeiteten Charakterzügen der Figuren präsentierten.

An die Gruppenarbeit anschließend knüpft Jiri das sogenannte Eisberg-Modell. Er erklärt, dass sich der überwiegende Teil des Eisbergs unter Wasser befindet, sichtbar ist lediglich die Spitze. Ganz ähnlich verhält es sich beim Menschen: Sichtbar sind nur die Verhaltensweisen, die Beweggründer dahinter – das „Warum?“ liegt verborgen. „Wir Menschen bilden uns unsere Meinungen durch das was sichtbar ist, also die Verhaltensweisen. Euer Trainer sieht beispielsweise eure Leistung auf dem Platz – entweder ihr seid gut oder schlecht“, erläutert Jiri, „Der Grund für eure Leistung ist unsichtbar. Deshalb ist es wichtig die Perspektive zu wechseln und zu hinterfragen. Vielleicht ist die Leistung schlecht, weil es Probleme in der Familie gibt.“ Das beste Mittel, um den Grund für ein bestimmtes Verhalten herauszufinden ist nachzufragen. „Kommunikation ist eng mit dem Perspektivenwechsel verknüpft“, so Jiri.

Abschließend werden die Jugendspieler noch vor eine Aufgabe gestellt. Sie sollen sich Beispiele für Situationen im Alltag und im Fußball überlegen, in denen die Kompetenz des Perspektivenwechsels helfen kann. Die Jungs sammeln einige Beispiele und sind sich am Ende des Workshops einig: „Die wichtigste Erkenntnis, die wir heute gelernt haben ist, dass wir versuchen eine Situation auch aus den Augen des anderen zu betrachten und gegebenenfalls nachzufragen, um die richtigen Schlüsse aus dem Verhalten des anderen, aber auch für unser eigenes Verhalten zu ziehen.“

Weitere Workshoptermine:

16.08. in Speyer

23.08. in Mannheim

24.08. in Walldorf

13.09. in Ludwigshafen

14.09. in Heidelberg

20.09. in Heilbronn